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​Pionierarbeit im Bereich Design

Pionering work in the field of Design​​​​​

Nach Absolvierung meiner schulischen Ausbildung war ich als frei-schaffender bildender Künstler autodidaktisch tätig. Gleich nach dem anschließenden Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien kam ich als Postgraduate-Stipendiat an die Universität Stellen-bosch in Südafrika. Während meiner Studienzeit hatte ich schon viele außereuro-päische Länder auf eher abenteuerliche Weise bereist, so daß es keine besonderen Berührungsängste mit exotischen Ländern gab. Mein Diplom hatte ich dem Thema Brille und Objektbilder gewidmet. Im Rahmen meines Postgraduate-Studiums in Stellenbosch war es daher naheliegend, mich auch hier mit diesen Themen weiter zu beschäftigen. Der Mittelpunkt dieser Auseinandersetzung war bezogen auf die funktionellen, ergonomischen und sozio-kulturellen Gegebenheiten in Bezug auf Brillen für negroide Ethnien. 1975 wurde ich als Lehrbeauftragter an die damalige Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz engagiert. 1976 erfolgte dann die Berufung als Hochschulassistent. Ab dieser Zeit beschäftigte ich mich erstmals intensiv mit dem Thema Design.

Einen meiner ersten großen Aufträge, die Neugestaltung der VOEST-Straßenwalzen, verdankte ich meinem damaligen Chef und Freund Helmut Gsöllpointner. Bis zu diesem Zeitpunkt (1976) war die Vor-gangsweise bei Designprojekten von Investitionsmaschinen nur nach den vom Techniker bestimmten sogenannten technisch-funktionalis-tischen Vorgaben bestimmt und es war eigentlich unüblich, einen Designer einzubinden. Oberste Priorität war die problemlose Bewälti-gung aller geforderter technischen Leistungen. In diesem Fall wurde vom Designer einfach nur erwartet, im Sinne des amerikanischen marketingorientierten STYLING das Gerät einfach äußerlich etwas zu verschönern.



​Design als funktionelle Skulptur
Nachdem die Walzen technisch vollkommen neu konzipiert werden sollten, hatten wir die Möglichkeit, von Anfang an und in allen Berei-chen mitzuarbeiten. Erstmals konnten wir unser BRIEFING selbst erstellen, das heißt, eine Grundlagenforschung auch aus unserer Sicht erarbeiten. Wir, Studenten, der Sozialpsychologe Norbert Minken-dorfer und ich, analysierten nicht nur den IST-Zustand auf technische und ergonomische Vor- und Nachteile (der VOEST-eigenen und Konkurrenzprodukte), sondern, und das war glaube ich wirklich Neuland in einer Produktentwicklung für Investitionsmaschinen, wir machten eine richtige FELDFORSCHUNG!
Es entstanden aufgrund der Vorarbeiten verschiedene Vorentwürfe, in denen nicht nur die eigentlichen technischen Funktionen in verschiedenen Varianten gezeigt wurden, sondern auch das Objekt selbst als künstlerisches Objekt nämlich als funktionelle Skulptur dargestellt wurde. Diese Entwürfe wurden nun den Walzenfahrern gezeigt und eine Menge Fragen diskutiert, Wir fuhren selbst mit den Straßenwalzen und hinterfragten alle Details.
Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen wurde ein Fragebogen erstellt, in dem die wesentlichen Fragen bei den relevanten Ziel-gruppen geklärt werden sollten. Zu den Zielgruppen gehörten nicht nur Einkäufer von diversen Baufirmen, sondern auch das Bedienper-sonal, d.h. die Poliere und Walzenfahrer selbst. Bei diesem Fragebogen dienten nicht nur (wie bei üblichen Marketingbefragungen) vorhan-dene Produkte als Vergleichsmaßstab, sondern auch die von uns durch viele Anregungen und Diskussionen entstandenen Neukonzeptionen und möglichen SOLL-Zuständen in Form von dreidimensionalen Zeichnungen und variantenreichen technischen Fragen zu neuen Lösungen. Nach Auswertung der Fragebögen hatten wir aus verschie-denen Ansätzen einen theoretischen SOLL-Zustand, ein Konglomerat, das dann in die Praxis in Form umgesetzt werden mußte. Unsere Auf-gabe war es, mit Hilfe der Techniker ein Optimum zwischen Wirt-schaftlichkeit und einem humanen und ergonomisch gut durchdach-ten Arbeitsplatz zu entwickeln, der nicht nur technische und materielle Funktionen erfüllt, sondern auch Mittel zur Kommunikation ist, einen Zeichencharakter darstellt und der ästhetischen (künstlerischen) Funktion gerecht wird.

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Im Frühjahr 1979 wurde ich, nachdem die Straßenwalze der VOEST in allen wichtigen Fachzeitschriften publiziert war, von der Feuerwehr-technikfirma Rosenbauer beauftragt, ein völlig neues Konzept für FIughafenlöschfahrzeuge mitzugestalten. Der ROTE HAHN, die größte, nur alle fünf Jahre stattfindende, internationale Messe in Hannover für Feuerwehrtechnik, stand eineinhalb Jahre bevor und der neue Rosenbauer-Chef, Julian Wagner, wollte mit dem soge-nannten SIMBA-Projekt neue Maßstäbe setzen, koste es, was es wolle. Nach bewährtem Muster machten wir uns an die Arbeit, erhoben den IST-Zustand und definierten wertanalytisch alle Funktionen je nach Priorität nach seinen praktischen, technischen Haupt- und Neben-funktionen, seiner ästhetischen Funktion und seiner symbolischen Funktion.
Neue, zum Teil utopisch wirkende, noch nie realisierte Möglichkeiten der funktionellen (radikale Verkürzung und Effektivität des Einsatzes) und semantischen Verbesserung (Identifikationen der damals eher paramilitärischen Einsatztruppe) wurden als Alternativlösungen wieder in Form dreidimensionaler Darstellungen und spezifischer technischer Varianten in den Fragebogen eingebunden. (Man muß sich vorstellen, daß damals diese Einsatzfahrzeuge eher rot lackierten Milchwagen glichen, an dem ein Wasserwerfer händisch bedienbar am Dach befestigt war!) Diese Fragebögen wurden an die wichtigsten Flughäfen der Welt gesandt und wir erhielten einen Großteil mit interessanten und guten Anregungen zurück. So ergaben sich wieder, wie beim Projekt VOEST-Straßenwalzen, eine Menge technischer Neuerungen und Patente, wie die Fernbedienung des Wasserwerfers von der Kabine aus und es konnte ohne wesentliche Erhöhung der Motorleistung für Antrieb und Pumpen die Einsatzzeit wesentlich reduziert werden. Trotz der damaligen Radikalität und Ungewohnt-heit in der Formensprache wurde innerhalb kürzester Zeit der SIMBA das international meist verkaufte Flughafenlöschfahrzeug der Welt!



Ein wichtiger nächster Meilenstein war das Designprojekt für Extru-der, Extrusionsnachfolge und Spritzgießmaschinen der amerikani-schen Firma Cincinnati Milacron 1981/82. Unsere Erfahrungen mit der immer mehr perfektionierten Vorgangsweise von Grundlagen-forschung, Funktionsanalyse bis zur Projektrealisierung kamen uns natürlich sehr gelegen und wir versuchten auch bei diesem Projekt unseren Grundsätzen treu zu bleiben  und nicht nur die für uns relevanten technischen Funktionen wie Ergonomie und Service-freundlichkeit zu verbessern, sondern auch die verborgene technische Qualität durch das äußere Erscheinungsbild wirken zu lassen.

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Ab Anfang der 80er Jahre reihte sich dann Projekt an Projekt und meine Leistungen wurden durch die Berufung zum Professor 1983 belohnt. Für den Feuerwehrspezialisten Rosenbauer war ich über 30 Jahre für die verschiedensten Projekte tätig und es freut mich, daß diese Firma im Laufe der Zeit unter ursprünglich vielen internatio-nalen Mitbewerbern nun weltweit zur Nummer EINS geworden ist. Auch anderen Firmen - wie der nunmehr weltwichtigste Kunststoff-Spritzgießmaschinen-Hersteller Engel in Schwertberg, ebenso wie der weltbeste Schweißmaschinenhersteller Fronius in Wels und vielen anderen mehr - ist klar geworden, daß nicht nur die rein technischen oder ergonomischen Funktionen im Laufe des Designprozesses ver-bessert werden konnten, sondern sich oft auch die Kosten reduzierten. Es wurden auch eine ganze Reihe anderer Funktionen erfüllt, die auf ästhetischem, semantischen und symbolischen Weg kommunikativ wirken.



GUTE FORMEN heben nicht nur das Image der Firma und verbessern die Produktqualität, sie verleihen dem Benützer auch ein höheres Selbstwertgefühl und vermitteln eine größere Identifikation mit der Arbeit und dem Arbeitsplatz.



Kristian Fenzl, 2000

Following the completion of my formal education, I worked as a freelance artist on an autodidactic basis. Immediately after my subsequent studies at the Vienna Academy of Applied Arts, I attended Stellenbosch University in South Africa on a post-graduate scholarship. During my time as a student, I had already travelled through many countries outside Europe in a somewhat adventurous manner and therefore had no special fears with regard to contacts with exotic cultures. I had dedicated my college diploma to the topic of Spectacles and Object Images and therefore it was logical to continue to concern myself with this topic in the course of my postgraduate studies. The focus of this discourse related to the functional, ergonomic and socio-cultural factors relating to spectacles for African ethnic groups. In 1975, I was awarded a lectureship at what was then the College of Art and Industrial Design in Linz and in 1976 was appointed as an assistant lecturer. From then on I concerned myself intensively with the topic of design.



I received one of my first large commissions, the redesign of VOEST road rollers, thanks to my then superior and friend, Helmut Gsöllpointner. Up to this point in time (1976) the proce-dure relating to capital goods design projects was dominated by the so-called technical-functional prerequisites determined by engineers and basically, the involvement of a designer was an unusual occurrence. The main priority was the problem-free provision of all the required technical features. In such cases, all that was awaited from the designer was the beautification of the external appearance of the equipment in the sense of American, marketing-oriented STYLING.  

 

​Design as a functional sculpture​
However, as the road roller was to be totally redesigned from a technical standpoint, we had an opportunity to work on it from the outset and in every area. For the first time, we were able to draw up our own BRIEFING, which meant the preparation of basic research from our viewpoint. We, the social psychologist Norbert Minkendorfer and myself, not only analysed the actual situation with regard to technical and ergonomic advantages and disadvantages (VOEST products and those of the competition), but also, and I believe this was a new development in capital goods product development, carried out genuine FIELD RESEARCH!  
These preparations resulted in a number of differing preliminary designs, which not only demonstrated the basic technical function in a variety of ways, but also presented the road roller itself as an artistic object, in the form of a functional sculpture. These designs were shown to the road roller drivers and a wealth of topics discussed. We also drove road rollers ourselves and questioned every detail. 
On the basis of the insights thus gained, a questionnaire was drawn up, which was to be used for the clarification of the main issues by the relevant target groups. The latter not only included buyers from diverse construction companies, but also the users, i.e. the site foremen and the drivers themselves. In these question-naires not only did existing products (as in standard marketing surveys) serve as a comparative yardstick, but also our new concepts, which had emanated from the suggestions received and discussions. These were supplemented by potential TARGET versions in the form of three-dimensional drawings and a variety of technical questions regarding new solutions.  Following the evaluation of the questionnaires, we had a theoretical TARGET variation, consisting of a conglomerate composed of differing approaches, which we then had to translate into a practical form. With the help of engineers, our task was to create a humane working environment, which would provide an optimum blend of cost-efficiency and carefully considered ergonomics and not merely offer technical and material functionality, but also serve as a means of communication, possess symbolic character and do justice to aesthetic (artistic) considerations.



 

In the spring of 1979, following articles about the VOEST road roller in all the most important specialist publications, the fire-fighting technology company, Rosenbauer, commissioned me to work on a completely new concept for its airport rescue and fire-fighting vehicles (ARFFs). The ROTE HAHN the worlds largest fire industry fair, which is held in Hanover every five years, was eighteen months away and with the so-called SIMBA project, Rosenbauers new CEO, Julian Wagner wanted to set a new benchmark, irrespective of the costs. In line with our proven model, we started work by determining the ACTUAL situation and defining in value analysis terms every function according to its priority and in accordance with its practical, main and ancillary technical purposes, aesthetic and symbolic functions. 

New and previously unattained possibilities, some off which had a utopian aura, for functional (radical shortening of operational times and enhanced effectiveness) and semantic improvements (identification of the then quasi paramilitary vehicle crew) were again included in the questionnaire in the form of three-dimen-sional presentations and specific technical variations (one has to realise that at this point in time, ARFF vehicles resembled red-painted milk trucks with a manually operated monitor mounted on the roof!).  The questionnaire was sent to the worlds most important airports and we received a high percentage of replies with interesting and positive suggestions. As was the case with the VOEST road roller project, a large number of technical innova-tions and patents resulted, such as the remote control of the monitor from the cabin. Moreover, response times were sharply reduced without a major increase in the engine capacity required for drives and pumps. In spite of the radical and unusual nature of its design language, the SIMBA quickly became the worlds biggest selling ARFF. 



Another important milestone was the design project for extruders, downstream extrusion equipment and injection moulding machines for the American company, Cincinnati Milacron, in 1981/82. Our experience with increasingly perfect basic research procedures and functional analyses up to project realisation was naturally highly beneficial and during this assignment, we also tried to remain true to our basic principles and not only improve relevant technical functions such as ergonomics and service-friendliness, but also to express the hidden, technical quality through the external image.  

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​At the beginning of the 1980s, one project followed another and my achievements were rewarded with a professorship in 1983. I worked on various projects for the fire industry specialist, Rosenbauer, for over 30 years and I am delighted that in the course of time, this company, which originally was one of many players, has now become the global number ONE in its market.

In addition, other Austrian companies such as the worlds most important producer of injection moulding machines, Engel in Schwertberg and Fronius in Wels, which manufactures the worlds best welding equipment, and many more besides, have understood that in the course of the design process, not only are purely technical or ergonomic functions improved, but also cost reductions can frequently be achieved. A plethora of other functions can also been fulfilled, which take effect via aesthetic, semantic and symbolic channels. 



Moreover, GOOD DESIGN does not merely enhance the corporate image and product quality. It also furnishes the user with an in-creased sense of self-esteem and communicates greater identifi-cation with the work in hand and the place of employment.

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