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Künstler Gestalter Forscher

Artist Designer Researcher

1984 gründete Kristian Fenzl mit dem Ethnologen Fritz Trupp und dem Sozialpsychologen Norbert Minkendorfer in Linz das inter-diziplinäre Institut für Ethno-Design. In Zusammenarbeit mit  Künstlern, Architekten und Sozialforschern wurden künstlerische Äußerungen und Gestaltungsformen bei verschiedenen Ethnien untersucht, die in den Designprozess einflossen.

Die rasche Veränderung überlieferter Traditionen beschreibt Fritz Trupp, der als Ethnologe im interdisziplinären Team Institut für Ethno-Design mitarbeitet, folgendermaßen:
Viele Ethnien haben ihre Traditionen im Zuge der großen ökonomi-schen und gesellschaftlichen Umwälzungen aufgegeben. In dem Ausmaß, in dem sich das althergebrachte Wertsystem änderte, wandelten sich auch die künstlerischen Äußerungen dieser Volks-gruppen. Dabei kam es vielfach zur Auflösung der ursprünglichen Stammeskunst und es entstanden neue Formen künstlerischen Schaffens. Jetzt wird nicht mehr oder nicht nur für den eigenen Markt produziert (Hausrat, Architektur, Ritualobjekte), sondern für einen fremden Markt (Touristenkunst). Es ist interessant zu beobachten, dass bei diesen neuen künstlerischen Äußerungen die alte Kreativität nicht unbedingt verloren gegangen ist. Dies zeigt sich beispielsweise, wenn die Herero von Botswana aus leeren Bierdosen ihre Hütten im alten Stil errichten oder die Kinder aus Schuhcremedosen, alten Zeltstangen und Draht Spielzeugautos herstellen.
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Der Ausgangspunkt Kristian Fenzls Studienreisen war quasi das Stipendium an die Universität in Stellenbosch/Südafrika, das Kristian nach Studienabschluss absolvierte. Als Künstler und Designer erforschte er in zahlreichen Reisen in den 70iger Jahren Nord- und Mittelamerika, Indien und den Nahen Osten. Kristian Fenzl ist aber kein Spezialist auf einem engen Fachgebiet, sondern Kosmopolit in der Kunst aber auch in seiner Lebenseinstellung, mit der er aufge-wachsen ist: Sein Vater, der Steyrer Optiker Alfred Fenzl galt schon in den 50iger Jahren als ausge-wiesener Forscher und Sammler außereuropäischer Kunst, der z.B. als Fotograf die Dokumentar-filmerin Leni Riefenstahl auf die erste Reise nach Schwarzafrika begleitete. Darüber hinaus ein Onkel in Tunesien als Agrarfachmann, ein Onkel in Brasilien als Bautechniker, die er wiederholt besuchte und die ihn in seiner Jugend und Entwicklung beeinflussten. Umgeben von Kuriositäten und Ethno-Kunst zeichnet, malt Kristian und lässt auch eine außergewöhnliche Befähigung zum Gestalten erkennen.



In den 80iger Jahren mündeten gemeinsame Studienreisen mit den Mitbegründern des Institutes für Ethno-Design in Ausstellungs-projekten zur afrikanischen Kunst der Dogon, der Makonde und anderer Ethnien Afrikas.

Eines der vielen Studienprojekte war eine Forschungsreise in Zusammenarbeit mit dem Museum für Völkerkunde und der Universität Wien (Prof. Dr. Armand Duchateau) nach Irian Jaya (West-Papua Neu-Guinea). Neben Kristian Fenzl waren Helmut Gsöllpointer (Prof. an der Kunstuniversität Linz) und Fritz Trupp, Ethnologe, Teilnehmer dieser Expedition, die über Wasserwege in sonst unzugängliches Gelände führte.  Es handelt sich territorial um ein riesiges, sumpfiges Flusslabyrinth mit einer gut 200 Kilometer langen  Mangrovenküste. Eine Besonderheit lag darin, dass die Flüsse strömungsumgekehrt werden, da die Gezeiten bis zu 100 Kilometer ins Landesinnere hineinwirken. Diese Region, etwa von der Größe Belgiens, wird von den Asmat bewohnt, einer ursprünglich schriftlosen Bevölkerungsgruppe. Der größere Teil der Asmat-Sammlung des Museum in Schmiding OÖ wurde bei dieser Expedition erworben. Einige seltene Objekte kamen in das Völkerkundemuseum in Wien.

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​Gebrauchsgegenstände im öffentlichen Bereich, ästhetische Bedürf-nisse im Alltag, der alltägliche, öffentliche Bereich ist ein inter-essantes Gebiet für Feldbeobachtungen in den einzelnen Ländern. Ansprüche an die Formgebung von Alltagsgegenständen sind sehr unterschiedlich und landesspezifisch. In Westeuropa schätzt man eine einheitliche moderne Gestaltung im öffentlichen Bereich. Telefonzellen, Abfallbehälter und die Straßenbeleuchtung werden weitgehend einheitlich in modernem Styling ausgeführt. Viel Fantasie hingegen beweisen die Brasilianer bei der Gestaltung ihrer Telefon-zellen in Amazonien. In der brasilianischen Stadt Belem kann man sie in Form einer natürlichen Muschel bewundern (während sie anderswo als einfache Schalen ausgeführt sind) oder sie finden sich in Form eines farbenprächtigen Papageis, der Schutz vor dem häufigen tropischen Regen bietet. In China hingegen sind so profane Gegenstände wie Abfallbehälter an das Haus angepasst, bei dem sie stehen. Ob gegenüber einer Pagode oder vor der chinesischen Mauer, jeder Behälter bekommt ein eigenes Design. Während in unserer Vorstellung von China lange Zeit die Uniformität der Menschen vorherrschte, der Einheitslook, gedieh im Kleinen ein Formen- und Farbenreichtum. Schon in der Kleidung der Kinder bevorzugt der Chinese leuchtende Farben und ausgefallene Kleidungsstücke, indem er Individualität auf den Nachwuchs projizierte.



1996 und 1997 wurde in der Neuen Galerie der Stadt Linz eine umfangreiche Dokumentation zur Kunst und Kultur der Makonde aus dem südlichen Afrika präsentiert. Die Makonde leben beiderseits des Ruvuma-Flusses an der Grenze zu Mosambik und Tansania. Leihgaben des Staatsmuseums in Maputo, Mosambik und Exponate des Livingstone-Museums in Sambia vervollständigten die Dokumen-tation. Aber auch die zeitgenössische Kunst war ihm immer ein Anliegen, Inspiration. 1987 erwarb er ein historisches Industrie-projekt in Steyr und fast 15 Jahre lang reihte sich eine Ausstellung an die andere von Ethnokunst bis zu Einzelausstellungen von Christian L. Attersee, Peter Sengl, und Hans Staudacher, um nur einige bekannte Namen zu nennen.



Kristian Fenzl war immer ein Rastloser, Suchender, Schaffender und hat sich wie die vielen Ausstellungen im In- und Ausland zeigen, zunehmend in der Abstraktion verwirklicht. Wie viele Naturwissen-schafter am Ende ihrer Forschung den Weg zur Philosophie finden, so hat Kristian Fenzl in seinem Schaffen den Bogen vom Design, dem Gegenständlichen zur bildenden Kunst gespannt.  Form Follows Function ist ein Kernsatz des Designs, der die Gestaltung unter das Diktat der Funktion stellt. Mit der bildenden Kunst hat er eine Tür geöffnet, die seine Kreativität nicht mehr begrenzt, sondern unend-liche Möglichkeiten eröffnet. Letztlich gehen Künstler, Schriftsteller und Philosophen nie in Pension. Bei Kristian Fenzl liegt der gestal-terische Schwerpunkt auf der Farbe. Ein Fenzl-Fest der Farben hat Andreas Strohammer vom Lentos Kunstmuseum, Kurator der groß angelegten Werkschau Landscapes im Linzer Stadtmuseum 2006 diesen Stil genannt. Kristian Fenzls Bilder vermitteln Stimmungs-bilder und Lebensfreude, die jeden Besucher seiner Ausstellungen einnehmen und beeinflussen.

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Norbert Minkendorfer, 2009

 

In 1984, together with the ethnologist, Fritz Trupp, and the social psychologist, Norbert Minkendorfer, Kristian Fenzl founded the interdisciplinary Institute for Ethno-Design. In co-operation with artists, architects and social researchers, this studies the artistic statements and forms, which flow into the design process of various ethnic groups. 

The rapid changes to passed-on traditions are described by Fritz Trupp, who serves as an ethnologist in the Institute for Ethno-Designs interdisciplinary team, as follows: In the course of major economic and social upheavals, many ethnic groups have sacrificed their traditions. The degree to which traditional systems of values alter is mirrored to an equal extent by the artistic statements of these peoples. Therefore, original tribal art is frequently subject to dissolution and the emergence of new forms of artistic creativity. Now, production no longer, or not only, takes place for the local market (household items, architecture, ritual objects), but also for an external one (tourist art). It is interesting to observe that these new artistic statements do not necessarily mean that traditional creativity is lost. This fact is exemplified by the manner in which the Herero from Botswana continue to erect their huts in their original style, but using empty beer cans, or the toy cars made by the children from shoe polish tins, old tent pegs and wire.

The starting-point for Kristian Fenzls study trips was quasi his scholarship to the Stellenbosch University in South Africa, which he undertook following the completion of his studies. Moreover, during the 1970s, as an artist and designer he carried out research in the course of numerous journeys to North and Central America, India and the Near East. 
However, Kristian Fenzl is not a specialist within a limited area, but rather a cosmopolitan both with regard to the arts and his approach to life, which derived from his upbringing. His father, the Steyr optician, Alfred Fenzl, was already recognised in the 1950s as a researcher and collector of non-European art and for example, had accompanied the documentary film-maker, Leni Riefenstahl, as a photographer during her first trip to Black Africa. In addition, an uncle in Tunisia, who was an agricultural specialist, and an uncle in Brazil, who was a construction engineer, were the object of frequent visits and an influence on his youth and development. Surrounded by curiosities and affected by ethnic art, Kristian began to paint and also demonstrated an exceptional talent for design.    



In the 1980s, shared study trips with the co-founders of the Institute for Ethno-Design resulted in exhibition projects involving the art of the Dogon and the Makonde and other African tribes.

One of many study projects involved a research expedition in teamwork with the Vienna Anthropological Museum (Völkerkundemuseum) and the University of Vienna (Prof. Dr. Armand Duchateau) to Irian Jaya (West Papua New Guinea). In addition to Kristian Fenzl, Helmut Gsöllpointer (professor at the University of Art and Design Linz) and the ethnologist, Fritz Trupp, participated in this exhibition, which via waterways led into this otherwise impenetrable jungle region. In territorial terms, this area consists of a huge, swampy labyrinth of rivers and a mangrove coast with a length of at least 200 kilometres. One special feature is that the rivers have a reversed flow, as the tides have an effect that extends for up to 100 kilometres inland. The Asmat, an indigenous population group, who have no form of calligraphy, inhabits the region, which is roughly the same size as Belgium.  The bulk of the Asmat collection in the Schmiding Museum in Upper Austria was obtained during this expedition and some rare objects went to the Anthropological Museum in Vienna.  



Everyday objects in the public domain and aesthetic needs in daily life constitute an interesting area for field observations in differing countries. The demands made on routine objects vary greatly and possess national specificity.  In Western Europe, uniform, contemporary design in the public area is esteemed. Telephone boxes, waste bin and street lighting are largely produced using standardised, modern styling. 

By contrast, the Brazilians demonstrate great imagination with regard to the design of their telephone boxes in the Amazon region. In the city of Belem, they can be admired in the shape of a natural mussel (while elsewhere they assume the form of simple plates), or they are designed as colourful parrots, which offer shelter against the frequent tropical downpours.

Conversely, in China such profane objects as waste bins are matched to the house where they stand. Each bin receives a separate design, irrespective of whether it is facing a pagoda, or positioned in front of the Great Wall. While in our concept of China, the idea of the uniformity of the people and a standardised look predominates, on a small-scale a wealth of designs and colours flourishes. The Chinese favour bright shades and striking designs with regard to childrens clothing and this individuality is projected onto the wearers.



In 1996 and 1997, the Neue Galerie of the city of Linz was the venue for an extensive, documentary exhibition regarding the art and culture of the Makonde tribe of southern Africa. The Makonde live on both sides of the Ruvuma River, on the border between Mozambique and Tanzania and loans from the Maputo National Museum in Mozambique and exhibits from the Livingstone Museum in Zambia supplemented the expedition. However, for Kristian Fenzl contemporary art was also a constant concern and a source of inspiration. In 1987, he purchased a historical, industrial object in Steyr and for almost 15 years, one exhibition followed another, from ethnic art, to one-man shows by Christian L. Attersee, Peter Sengl, and Hans Staudacher, to mention but a few well-known names.



Kristian Fenzl has always been a restless, inquisitive and creative person and, as his many exhibitions both in Austria and other countries demonstrate, has achieved increasing self-fulfilment in abstract painting. Just as at the end of their research many natural scientists arrive at philosophy, in his creativity, Kristian Fenzl has travelled from design and the concrete to the fine arts. Form follows function is a key design maxim, in which design follows the dictates of the practical. Through painting, Kristian has opened a door that has freed him from any restrictions upon his creativeness and has revealed the way to endless vistas of opportunity. In the final analysis artists, writers and philosophers never retire. Kristian Fenzls artistic focus is on colour. A style that Andreas Strohammer from the Lentos Museum and the curator of a large 2006 show of Kristians paintings, Landscapes in the Linzer City Museum, described as:  A Fenzl festival of colours. Kristian Fenzls paintings communicate images of mood and joie de vivre, which are absorbed and thus influence every visitor to his exhibitions.

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